Kärnten

Eine Branche, in der nicht immer die Sonne scheint

Die Gewinnung von Sonnenenergie ist geräuschlos. Eine stillstehende PV-Industrie sollte aber Grund zur Sorge geben. Die Junge Industrie hat dem Kärntner Solarpionier Sonnenkraft einen Besuch abgestattet und mit Geschäftsführer Reinhard Pasterk einen Blick in die „Sonnenzukunft“ geworfen. 

Ende Mai besuchte die Junge Industrie Kärnten den Kärntner Solarpionier Sonnenkraft. Das früher unter Kioto firmierende Unternehmen stellt in St. Veit an der Glan Solarpaneele her und beliefert Kunden über den Großhandel insbesondere im DACH-Raum. Geschäftsführer Reinhard Pasterk lud die JI-Mitglieder zum Betriebsbesuch, wenngleich von Anfang an klar war, dass die Produktion in St. Veit derzeit marktbedingt ruht. Deshalb nutzten die rund zwanzig Besucher die Gelegenheit, um hinter die Kulissen der Branche zu schauen und mehr über Solarstrom-Erzeugung und die grüne Energiewende zu erfahren.

Massive Konkurrenz aus Fernost und unfairer Preiskampf

Pasterk machte keinen Hehl daraus, dass die ganze europäische Branche derzeit in einer schwierigen Lage steckt, auch Sonnenkraft sei davon betroffen. Doch Optimismus und Kampfgeist überwiegen im Team. Man arbeite aktuell überdies am Ausbau des künftigen Sonnenkraft-Campus, an dem Produkte und Produktanwendungen für Kunden, Partner und Interessierte ausgestellt werden sollen. Gleichzeitig wird der Campus Schulungsort, Kooperationsraum und Erlebnisplatz für Photovoltaik werden. Und mit dem selbst produzierten PV-Strom werden unzählige E-Ladestationen betrieben. Immerhin liegt der Campus direkt an der stark befahrenen Schnellstraße S 37.

Während in den St. Veiter Produktionshallen derzeit beklemmende Ruhe herrscht, läuft die Produktion am zweiten Standort im steirischen Eibiswald jedoch auf Hochtouren. Sogar temporär freigewordenes Personal aus Kärnten wird täglich vom Unternehmen nach Eibiswald gefahren, um dort die Produktion am Laufen zu halten. Im St. Veiter Industriepark stellt Sonnenkraft, in nächster Nähe zum „Schwesterunternehmen“ GREENoneTEC, dem globalen Spezialisten für Solarthermie, eigentlich PV-Standardprodukte, nämlich Solarpaneele der Kategorie „Glas-Folie“ am neuesten Stand der Technik und in höchster Qualität her. Und doch ist der Preiskampf derzeit so brutal und die Investitionszurückhaltung am europäischen Markt groß. Mit den PV-Standardprodukten aus Fernost kann man bei den Herstellkosten preislich nicht mithalten – wohl auch wegen vermeintlicher verdeckter staatlicher Förderungen chinesischer Produzenten. Der Markt ist überschwemmt, noch immer sind die Läger gut gefüllt. Deshalb wurde die Produktion in der Herzogstadt, saisonal atypisch, derzeit stillgelegt.

Anders sieht es erfreulicherweise in Eibiswald aus, wo Spezialprodukte, maßgeschneiderte Dimensionen und sogenannte „Glas-Glas“-Solarpaneele hergestellt werden. Deren Herstellung ist noch etwas aufwändiger und technologisch anspruchsvoller - derzeit noch ein Nischenprodukt, insbesondere für die Integration in Gebäudehüllen. Da sind die chinesischen Konkurrenten nicht so aktiv und die Marktchancen für europäische Produzenten, unter denen Sonnenkraft zu den Top 3 zählt, besser.

Appell an die Politik

Überhaupt setzt Sonnenkraft auf hochwertige Spezialprodukte und Paketlösungen. Alles aus einer Hand, könnte man sagen. Vom (maßgeschneiderten) PV-Modul über den Sonnenkraft-Wechselrichter bis zum Pufferspeicher als Batterie oder Wasserspeicher. Bei Sonnenkraft ist man überzeugt, dass Gebäude zum Kraftwerk für Sonnenenergie verwandelt werden müssen. Die Klimawende und der große Vorstoß der Erneuerbaren sind kompliziert – vielschichtiger, als es die Politik zumeist darzustellen versucht. Das Team der St. Veiter Firma definiert die größtmögliche Autarkie von Gebäuden als das Ziel, mit dem Sonnenenergie bestmöglich zur grünen Transformation der Energieversorgung beitragen kann. Gebäudehüllen, Dachflächen und Parkplatzüberdachungen sind aus deren Sicht primär der PV-Installation auf Freiflächen vorzuziehen. Und zur autarken Versorgung mit Sonnenenergie gehört die passende Pufferspeicherung dazu. „Die Netze werden überproduzierten Strom nicht grenzenlos aufnehmen können, schon gar nicht zu wirtschaftlich attraktiven Einspeisetarifen“, sagt Pasterk. Und aufgrund der großen Rohstoffabhängigkeit und staatlichen Förderungen konkurrierender Produzenten aus Fernost appelliert er an die europäische und österreichische Politik, endlich mit klaren und geeigneten Maßnahmen weltwirtschaftliche Fairness in der Branche herzustellen. Denn ein kompletter Niedergang der europäischen Solarbranche könne nicht zugelassen werden – insbesondere, wenn Europa Vorreiter in der grünen Transformation sein möchte.