Dass der aktuelle Vorsitzende der Jungen Industrie Kärnten, Edgar Jermendy, im bereits heftig aufbrausenden Sturm über dem Schloss Maria Loretto auf die Bühne kam, passte ins Bild. Schließlich hatte er ausgerechnet in der nicht nur wirtschaftlich extrem fordernden Covid-Pandemie 2020 das Ruder in der Nachwuchsorganisation der IV Kärnten übernommen. Man habe sich auch da vernetzt, gegenseitig unterstützt und voneinander gelernt, kommentierte er diese schwierige Zeit. Schon Präsident Timo Springer hatte am Ende seiner Begrüßungsansprache seinen Unternehmerkolleginnen und -kollegen gegenüber das Thema adressiert und appelliert, ähnlich wie in Oberösterreich und der Steiermark stärker in Clustern mit Bildungs- und Forschungsinstitutionen zu kooperieren. Vorher hatte er sich den zentralen Themen Ausbau der Erneuerbaren Energie und Fachkräftemangel gewidmet, ehe er sich klar gegen eine Reglementierung von Künstlicher Intelligenz aussprach.
Vernetzung war auch von Anfang an Programm in der Jungen Industrie und roter Faden in den Statements der ehemaligen Vorsitzenden. Herbert Kulterer von der Hasslacher Gruppe mit ihrem Stammsitz in Sachsenburg wurde im Jahr 1963 mit der Aufgabe betraut, eine Junioren-Sektion zu gründen. Freundschaft, Beziehungen, sich auf die spätere berufliche Aufgabe vorbereiten standen im Mittelpunkt, erinnert sich Kulterer. Für nicht wenige der jungen Industriellen hatten die jährlichen Skikurse auch persönliche Konsequenzen: Herbert Kulterer lernte dort seine Frau kennen, mit der er inzwischen 53 Jahre verheiratet ist.
Auch Jochen Ziegenfuß von der Wietersdorfer Gruppe, der im Jahr 1978 Vorsitzender der inzwischen umbenannten Jungen Industrie Kärnten wurde, erinnerte sich gerne an die „nette Gruppe“ von damals, obwohl die wirtschafts- und weltpolitischen Vorzeichen in seinen Augen noch viel bedrohlicher waren als heute, wenn er an die atomare Bedrohung durch die Sowjetunion denke. Aber auch der Bericht des Club of Rome über die Grenzen des Wachstums (1972) ist ihm als starker Impuls präsent.
Bei seinem Nachfolger, Altlandeshauptmann Christoph Zernatto, hat die politische Sozialisation in der IV stattgefunden. Zernatto beruft sich da auf den ehemaligen Generalsekretär der Industriellenvereinigung, Herbert Krejci, der die jungen Industriellen dabei unterstützte, sich über das Fortkommen des eigenen Unternehmens hinaus gesellschaftlich und politisch zu engagieren. Zernatto nennt Mitstreiter von damals: Martin Bartenstein hat es zum Bundesminister gebracht, Gilbert Frizberg zum Nationalratsabgeordneten, Christoph Leitl zum Präsidenten der Wirtschaftskammer. Im immer härteren Umstrukturierungsprozess der Kärntner Industrie habe man sich aber zu der Zeit sehr stark mit unternehmensspezifischen Themen wie etwa dem Controlling beschäftigt. Dazu aber auch mit der Verwaltungsreform.
Mario Zernatto, ein weiterer Spross aus der bekannten Kärntner Unternehmerfamilie, der 1989 im Jahr des Mauerfalls die Junge Industrie übernahm, sieht die Vorbereitung des EU-Beitritts Österreichs als zentrales Thema seiner Ära. Die Industriellenvereinigung war ja die erste namhafte Organisation, die sich offen dafür einsetzte. Mit tatkräftiger Unterstützung des damaligen Geschäftsführers der Jungen Industrie, Paul Wieser, überschritt man die Grenzen zu den Nachbarn nach Friaul, Venedig und Slowenien. Gesellschaftliche Highlights waren die Sommerfeste auf der Burgruine Finkenstein oder am Dampfschiff Thalia.
Herbert Kulterers Sohn Christoph, der im Jahr 1999 das Staffelholz von Mario Zernatto übernahm, betont erneut, wie wichtig ihm das Netzwerk der Jungen Industrie damals war. Es sei die Zeit, in der man unternehmerisch wachse. Die Kontakte, die man da schließe, würden einen ein Leben lang begleiten. In seiner Ära wurden die Beziehungen zu den Nachbarn noch einmal intensiviert, die Plattform CYMAA, die Confederation of Young Manufacturers Alpe Adria, gegründet.
Kulterers Nachfolger ab dem Jahr 2005, Martin Kropfitsch von der bekannten Klagenfurter Kropfitschmühle, erinnert sich an die spannenden Exkursionen in die ehemaligen Ostblockländer, wo man erfolgreichen österreichischen Unternehmen gefolgt sei. In den Jours fixes hatte man namhafte Persönlichkeiten wie Herta Stockbauer oder Erhard Schaschl zu Gast. Wanderungen ersetzten die beliebten Skikurse, bei denen sich übrigens auch noch Kropfitschs Eltern kennengelernt hatten.
Im Jahr 2008 folgte Markus Leeb von Leeb Balkone auf Kropfitsch. Der damalige Vorstand empfand die Verteilung der Mittel im Landesbudget zwischen der Aufrechterhaltung des Status quo und Investitionen in die Zukunft wie Bildung und Innovation als ungerecht und gab deshalb beim Wirtschaftsforschungsinstitut IHS Kärnten eine Studie in Auftrag, die genau das aufzeige. Leeb sieht das als Bestätigung dessen, was man auch heute sehe. Das habe damals einiges mediale Aufsehen erregt, zur Bewusstseinsbildung und zu politischen Gesprächen geführt.
Auf Markus Leeb folgte im Jahr 2014 Paul Sommeregger vom Anlagebau-Spezialisten IAB. Er startete mit Wolfgang Pucher als neuem Geschäftsführer im IV-Kärnten-Büro und einem großen neuen Projekt, den Forscherkindergärten. In Kooperation u.a. mit Hauptsponsor Raiffeisen-Landesbank und Daniela Wrumnig vom Klagenfurter Kindergarten Sonnenschein wurden nicht nur Forscherboxen entwickelt, sondern auch Seminare für die Pädagoginnen und Pädagogen. Ein Erfolgsmodell, wie die bereits 45 Kindergärten, die dieses Modell übernommen haben, beweisen. Alle Mitglieder des damaligen Vorstands seien Jungmütter und Jungväter gewesen. Gleichzeitig sei in der Industrie der Technikermangel allgegenwärtig. Da sei es nahe gelegen, die beiden Themen zu verbinden.
Die Vorsitzenden der Jungen Industrie seit 1963:
1963 – 1975: Herbert Kulterer
1975 – 1978: Kurt Hirsch (nicht auf der Bühne)
1978 – 1981: Jochen Ziegenfuß
1981 – 1987: Christoph Zernatto
1987 – 1989: Hermann Gschwandtner (nicht auf der Bühne)
1989 – 1999: Mario Zernatto
1999 – 2005: Christoph Kulterer
2005 – 2008: Martin Kropfitsch
2008 – 2014: Markus Leeb
2014 – 2020: Paul Sommeregger
Ab 2020: Edgar Jermendy