Studie: Reformoptionen Pensionssystem

JI ortet dringenden Reformbedarf bei den Pensionen und warnt vor enormen finanziellen Herausforderung.

Eine aktuelle Studie von Eco Austria, im Auftrag der Jungen Industrie, analysiert die zukünftigen Herausforderungen des österreichischen Pensionssystems und unterstreicht die Dringlichkeit, rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen, um die finanzielle Nachhaltigkeit zu gewährleisten. 

Angesichts der demografischen Entwicklungen und des zunehmenden fiskalischen Drucks auf das Sozialsystem hat die Junge Industrie eine Studie zu den strukturellen Herausforderungen des österreichischen Pensionssystems und möglichen Reformvorschlägen in Auftrag beim Wirtschaftsforschungsinstitut EcoAustria gegeben.

Unter dem Titel „Reformoptionen im österreichischen Pensionssystem“ analysieren Monika Köppl-Turyna, Johannes Berger und Ludwig Strohner unterschiedliche Möglichkeiten, um langfristige Stabilität und Nachhaltigkeit im Pensionssystem sicherzustellen.

Ergebnisse der Studie

 

Das österreichische Pensionssystems – leistungsstark, aber teuer 

Das österreichische Pensionssystem gilt international als eines der leistungsstärksten, ist aber auch eines der teuersten. Es bietet hohe Pensionsleistungen und erlaubt gleichzeitig einen relativ frühen Pensionsantritt. Dies führt dazu, dass Österreich trotz einer im Vergleich zu anderen Ländern noch jungen Bevölkerungsstruktur besonders hohe Pensionsausgaben aufweist. Diese Entwicklung wird durch die demografischen Verschiebungen in den kommenden Jahren noch weiter verschärft.

Die Studie unterstreicht, dass die bevorstehenden Herausforderungen nicht zu unterschätzen sind. Der sogenannte Altersabhängigkeitsquotient, also das Verhältnis der älteren Bevölkerung zur erwerbsfähigen Bevölkerung, wird sich von aktuell 32 Prozent bis 2035 auf fast 46 Prozent erhöhen und bis 2060 sogar auf 55 Prozent ansteigen.

Reformvorschläge

 

  • Notwendigkeit einer Erhöhung des Pensionsantrittsalters: Ein zentraler Reformvorschlag in der Studie ist die Anhebung des gesetzlichen und tatsächlichen Pensionsantrittsalters. Die Studie legt nahe, dass eine Erhöhung des Pensionsantrittsalters nicht nur die fiskalische Nachhaltigkeit des Pensionssystems stärken kann, sondern auch zur Deckung des Arbeitskräftebedarfs beitragen würde. Eine Koppelung des Pensionsantrittsalters an die steigende Lebenserwartung könnte eine langfristige Lösung bieten, die sowohl finanzielle Stabilität als auch soziale Gerechtigkeit berücksichtigt.
  • Förderung der Erwerbsbeteiligung Älterer: Die Studie betont zudem die Bedeutung von Anreizen zur Verlängerung der Erwerbstätigkeit älterer Arbeitnehmer. Eine Reduktion der Abgabenbelastung für ältere Erwerbstätige könnte dazu beitragen, dass mehr Menschen länger am Arbeitsmarkt bleiben. Diese Maßnahme würde nicht nur das Sozialsystem entlasten, sondern auch dem Fachkräftemangel entgegenwirken.
  • Reform des Zugangs zu Frühpensionen und präventive Maßnahmen: Die Autoren der Studie schlagen vor, die Zugangsbedingungen für vorzeitige Alterspensionen zu verschärfen und die Neuzugänge in Invaliditätspensionen zu reduzieren. Dies könnte durch eine stärkere Umsetzung präventiver Maßnahmen und eine umfassende Überprüfung der bestehenden Instrumente erreicht werden. Solche Maßnahmen sind notwendig, um eine unangemessene Inanspruchnahme zu vermeiden und die finanzielle Stabilität des Pensionssystems zu gewährleisten.
  • Private und betriebliche Altersvorsorge stärken: Angesichts der Reduktionen in den öffentlichen Pensionsleistungen durch vergangene Reformen sollte die betriebliche und private Altersvorsorge stärker gefördert werden. Steuerliche Anreize und verbesserte Rahmenbedingungen für Mitarbeitervorsorgekassen könnten einen wichtigen Beitrag zur Sicherung des Lebensstandards im Alter leisten und gleichzeitig das öffentliche Pensionssystem entlasten.
  • Fiskalische Disziplin bei pensionserhöhenden Maßnahmen: Die Studie rät von gestaffelten Pensionserhöhungen über den Anpassungsfaktor hinaus ab, da diese Maßnahmen die Kosten weiter in die Höhe treiben und sozial wenig treffsicher sind. Für langfristig kostenwirksame Maßnahmen sollten schon bei der Beschlussfassung finanzielle Deckungen vorgesehen werden, um die Nachhaltigkeit des Pensionssystems nicht zu gefährden.
  • Einfluss des Pensionssystems auf die Arbeitsmarktentscheidungen: Die Gestaltung des Pensionssystems beeinflusst nicht nur die finanziellen Ressourcen im Ruhestand, sondern hat auch weitreichende Auswirkungen auf die Arbeitsmarktentscheidungen von Einzelpersonen. Die Studie zeigt, dass eine großzügige Ausgestaltung der Pensionsleistungen und ein niedriges gesetzlich festgelegtes Pensionsantrittsalter für Regel- und Frühpension die Erwerbsbeteiligung Älterer verringern. Demnach besteht ein signifikanter Zusammenhang zwischen den Anreizen zum vorzeitigen Pensionsantritt und der Erwerbsneigung. Um die Arbeitsmarktteilnahme Älterer zu erhöhen, sollten Anreize für einen späteren Pensionsantritt geschaffen werden, beispielsweise durch Bonuszahlungen oder Abschläge, die bei vorzeitigem Pensionsantritt wirksam werden.

Die ganze Studie finden Sie hier.